Wer hier regelmäßig vorbeischaut, wird sicher gemerkt haben, dass sich auf dem Blog seit einiger Zeit immer wieder zuckerfreie oder zuckerreduzierte Rezepte einschleichen. Bei mir wurde Anfang des Jahres Diabetes Typ II festgestellt – seit dem hat sich einiges geändert in meinem Leben. Und natürlich auch hier, im Land, wo normalerweise Milch und Honig fließen ;)
Ich wollte heute die Gelegenheit nutzen, um alle Interessierten mit einem kleinen Update auf den neuesten Stand zu bringen – wen das nicht interessiert, kann eigentlich gleich wieder wegklicken, weil es heute ausnahmsweise mal kein Rezept gibt. Ich wollte einfach so ein bisschen plappern. Der Weltdiabetestag erschien mir da recht passend ;)
Es sind jetzt mittlerweile etwas mehr als 10 Monate verstrichen, seit ich wegen meinen „leicht überhöhten“ Blutzuckerwerten in der Notaufnahme gelandet bin (hier hatte ich etwas darüber geschrieben, falls jemandem der Kontext fehlt). Die extremen Blutzuckerwerte hatten damals das komplette Füllhorn an Begleiterscheinungen für mich parat … von „Beinahe-Koma“ bis zu fiesem Sehkraftverlust. Wirklich kein Spaß, wenn man von einer Woche auf die andere plötzlich nur noch halb so gut sieht wie zuvor. Die Blutzuckerwerte waren nach ein paar Wochen schon wieder in verträglichen Regionen gelandet, auch der Langzeitzucker war ordentlich runtergekommen. Ähnlich weit gesunken ist auch mein Gewicht – aktuell sind es 15 Kilo weniger als noch zu Anfang des Jahres. War jetzt nicht mein erklärtes Ziel, aber mein Arzt findet das wohl ganz in Ordnung, deshalb will ich nicht meckern ;)
Zu dem Zeitpunkt, als feststand, dass ich mir Diabetes „eingefangen“ hab, wurde ich auf Metformin gesetzt. Wem das jetzt nichts sagt – Metformin ist seit Jahren das Standard-Medikament, wenn man an Diabetes Typ II erkrankt ist und „noch“ keine härteren Geschütze, sprich Insulin auffahren muss. Metformin regelt einige Dinge im Körper, die durch die entstandene Insulinresistenz bzw. unzureichende Insulinproduktion aus dem Ruder gelaufen sind. Hauptwirkung von Metformin ist die Hemmung der Glucose-Produktion der Leber. Wird die Leber nämlich durch (irgendwelche) Signale dazu angeregt Glucose ins Blut auszuschütten, z.B. für die Muskeln – die dann ihrerseits durch einen nicht funktionierenden Insulinhaushalt oder Insulinresistenz nichts bzw. nicht genug aufnehmen können oder wollen, dann sammelt sich die Glucose im Blut und führt zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels… was wiederum zu einem Shitstorm im kompletten Körper ausarten kann. Salopp gesagt ;) Auf der einen Seite hemmt Metformin, auf der anderen Seite macht sie Zellen aber auch gefügiger für die Aufnahme und Verwertung von Glucose. Beim Abnehmen soll sie auch helfen. Eigentlich ein tolles Pillchen. Ja…….. leider nicht so ganz.
Ich hatte in meinem ersten Betrag ja schon erwähnt, dass ich etwas mit den Nebenwirkungen von Metformin zu kämpfen hatte. „Das ist normal“ sagen dann immer alle. Der Körper gewöhnt sich nach ein paar Wochen daran und dann ist alles gut. Oder eben auch nicht. Bei mir hatten sich die Beschwerden (u.a. Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen etc.) nach ein paar Wochen tatsächlich etwas gebessert, aber ganz verschwunden sind sie nie. Irgendwann hatte mich dann ein Magen-Darm-Virus erwischt und die bereits vorhandenen Probleme mit der Verdauung haben sich um den Faktor 100 verschlimmert. Nach ein paar Tagen war die Magen-Darm-Erkrankung zum Glück wieder besser, nur das Gefühl ständiger Übelkeit ging nicht weg, sondern wurde eher noch schlimmer. Irgendwann konnte ich dann noch nicht einmal mehr aufstehen, weil mir so übel und schwindelig war. In Absprache mit dem Arzt hab ich dann die Tabletten abgesetzt und siehe da – kurze Zeit später war alles wieder prima.
Mittlerweile sind die Tabletten seit mehreren Monaten abgesetzt, ich hab meine Ernährung umgestellt auf möglichst zuckerfrei und low-carb und seit dem läuft alles prima. Beim letzten Arztbesuch wurde festgestellt, dass der Langzeitzucker wieder auf dem Niveau einer Person ohne Diabetes ist, die Blutzuckerwerte, die den Tag über gemessen werden, sind ebenfalls da wo sie idealerweise sein sollten… theoretisch könnte man also sagen, dass der/die/das Diabetes wieder weg ist. Theoretisch ;) Praktisch natürlich nicht. Ich muss weiterhin bei meiner Ernährung aufpassen und Zucker einsparen wo es nur geht, das Gewicht muss noch etwas weiter runter, damit auch die Blutfettwerte besser werden… aber sagen wir mal so – ich bin überraschender Weise recht schnell auf einen guten Weg gekommen ;)
Nicht ohne Verluste muss man sagen. Keine Schokolade mehr, wenn einen der Frust packt. Keine Kuchen oder sonstiger Süsskram, den man nicht selbst gebacken und „entzuckert“ hat. Keine Säfte mehr, weniger Obst, kein Eis von der Eisdiele um die Ecke, und keine Pizza mehr … das tut am meisten weh ;) Wir haben uns gerne mal eine Pizza bestellt, wenn niemand dazu bereit war zu kochen – aus und vorbei, weil ich es nicht mehr vertrage. Wir experimentieren gerade an einem neuen Dinkel-Vollkorn-Teig – vielleicht wird der ja was. Die ersten Versuche waren leider nicht sonderlich erfolgreich ;) Ich will aber nicht jammern, im Grunde läuft ja alles prima!
Auf dem Blog wird es in Zukunft weiterhin „normale“ Rezepte für Kuchen und Co. geben, aber auch verstärkt ohne Zucker/zuckerreduziert gebacken, weil das mittlerweile ein wichtiger Teil meines Lebens ist. Da müsst ihr einfach mit mir durch :P
Was es definitiv nicht geben wird, ist der erhobene Zeigefinger zum Thema „Zucker“ und „gesund leben“. Klar werde ich immer wieder mal was einfließen lassen zur Zuckerreduktion und zu den verschiedensten Ernährungsweisen, aber ihr werdet bei mir keine Überschriften finden wie „Gesunde Kuchen“ oder dergleichen. Es gibt keine gesunden Kuchen, Kekse oder was auch immer. Vielleicht mal „gesünder als andere Sachen“, aber wie bei so vielen Dingen kommt es immer auf die Person an, die was isst, und natürlich auch die Dosis. Einen halben “gesunden” Kuchen zu essen ist am Ende nicht besser als ein Stück einer Zuckerbombe … übertrieben formuliert ;) Wenn ich im Zusammenhang mit dem Zucker in Zukunft etwas rüberbringen möchte, dann ist das lediglich, dass man sich selbst bewusst werden sollte, was ein Überschuss an Zucker im Körper anrichten kann und in welchen Lebensmitteln überall Zucker drin ist… um das abzukürzen: viel und fast überall! ;)
Das soll’s auch schon gewesen sein. Ich wollte hier nicht ins Meckern verfallen – eigentlich gibt es ja nur gute Nachrichten und die wollte ich einfach loswerden.
Im Rahmen des Weltdiabetestages wird euch sicher die ein oder andere Newsseite mit dem Thema beackern. Lest euch da ruhig mal etwas rein, welbst wenn ihr nicht zur „Risikogruppe“ gehört. Es kann nicht schaden, wenn man etwas mehr über das Thema weiss. Früher oder später betrifft es jeden – wenn nicht selbst, dann sicher jemanden aus dem näheren Umfeld. Da sind die Zahlen leider recht deutlich. Es wird immer mehr Diabetiker geben und je früher man sich mit dem Thema beschäftigt, umso eher lässt es sich vielleicht verhindern oder hinauszögern – manche Menschen sind ja leider genetisch vorbelastet und könnten auch mit der allerbesten Lebensweise nicht viel ausrichten. Wer sich noch etwas mehr informieren möchte, kann das auch auf der Webseite des Weltdiabetestages tun.
Hallo lieber Marc,vielen dank für deine Offenheit.Ich wünsche dir viel Kraft für den Umgang mit dem Diabetes.
Ich habe Diabetes Typ 1, seit 1987 also schon ewig und es ändert sich immer etwas im laufe einer Erkrankung.
Aber bleib stark und achte auf dich!
Viele Grüße Cristin
Bei meinem Vater wurde vor 2 Wochen ebenso Diabetes diagnostiziert, wobei der Typ nicht geklärt ist, er liege wohl im Großbereich von Typ 3. Er wird vorerst nicht ohne Spritzen auskommen, aber die gesundheitlichen Probleme sind erheblich besser, auch wenn er noch sehr schlecht sehen kann. Ich kümmere mich um seine Ernährung und finde deine Herangehensweise ausgesprochen gut und danke dir, dass du es auch ab und an mal in einem Extrabeitrag erwähnst. Mach weiter derart, LG
Schön zu hören, dass es dir wieder besser geht! Ich freue mich immer über Rezepte, die nicht ganz so zuckerlastig sind, muss da auch etwas aufpassen…
Danke :)
Ja – zuckerreduziert wirst Du hier jetzt öfter finden – oder „normale“ Rezepte mit Änderungsvorschlägen für die Zuckerreduktion ;)
LG Marc
Hi, ich habe seit 45 Jahren Typ 1 und liebe Essen, Kochen und Backen.
Es geht, man kann mit dieser blöden Krankheit leben. Es ist jeden Tag eine Herausforderung und es gibt leider nie eine Pause.
Ich finde es cool, wie Du an die Krankheit herangehst und ich bin mir sicher, Du bekommst das hin.
Und die zuckerreduzierten Rezepte finde ich ebenso gut, wie die „normalen“ – vielen Dank dafür! Ach ja…. vielen Dank für den „weggelassenen erhobenen Zeigefinger“! Es gibt nichts schlimmeres, als wenn jeder meint, Dir sagen zu müssen, wie Du als Diabetiker zu leben hast!
LG Andrea
Hallo Andrea,
Typ 1 ist ja noch einmal eine ganz andere Nummer…
Schön, dass du so lange schon gut klarkommst – ich wünsche Dir, dass das auch in Zukunft so ist. Wenn man sich an die „Spielregeln“ hält, geht es ja meist ganz gut. Klopfen wir mal beide auf Holz, oder? ;)
LG Marc